2017

fREIBURGER nACHRICHTENMOBIL


SEIN DANK SENSLER KNOW-HOW

Heime, Taxibetriebe und Institutionen wie Passepartout, die Stiftung Cerebral oder Privatpersonen aus der ganzen Schweiz lassen ihr Auto bei der Carrosserie Warpel AG in Düdingen behindertengerecht umbauen.
DÜDINGEN 300 bis 350 Fahrzeuge pro Jahr baut die Carrosserie Warpel AG in Düdingen so um, damit sie auch von Menschen mit einer Mobilitätseinschränkung genutzt werden können. Für das Unternehmen eine stattliche Anzahl für die Autohersteller hingegen ist die Nachfrage nach solchen Fahrzeugen zu gering, um sie selber frisch ab Werk so herzustellen. Die Carrosserie Warpel hat sich deshalb vor rund dreissig Jahren auf solche Fahrzeugumbauten spezialisiert. Heute macht dieser Teil drei Viertel der Arbeitsaufträge aus. Der Rest sind Karosseriereparaturen, Fahrzeug- und Industrielackierungen sowie Speziallackierungen. Bei einem Rundgang durch die Werkstatt erklären die Co- Geschäftsleiter André Schwaller und Heribert Waeber, wie Autos zu behindertengerechtenFahrzeugen umfunktioniert werden. Bei sogenannten Passivfahrer-Umbauten, wobei im Fahrzeug Platz für den Transport einer oder mehrerer Personen in Rollstühlen geschaffen werden muss, vollziehen die Mitarbeiter der Carrosserie bei Kleinfahrzeugen einenHeckausschnitt, um dieInnenhöhe des Originalfahrzeuges zu erhöhen und so genügend Platz für die Person im Rollstuhl zu schaffen. Bei Fahrzeugen, in denen mehrere Personen in Rollstühlen transportiert werden, kommen dann eher Kleinbusse mit Auffahrrampen oder Verladeliften infrage.
Nicht alle Modelle geeignet
Es ist meist die Grösse des Rollstuhls, die das Fahrzeugmodell definiert. Denn nicht alle Modelle sind dafür geeignet. «Wir beraten unsere Kunden in allen Fragen, lassen sie die Fahrzeuge ausprobieren und schulen sie punkto korrekter Rollstuhl- und Personensicherung. Einzig die Fahrzeugbeschaffung ist Sache des Kunden», so André Schwaller. Die Carrosserie Warpel AG ist markenneutral und arbeitet mit verschiedenen Fahrzeugherstellern, Fahrzeugimporteuren
und Markenvertretern zusammen. Sie baut auch Spezialfahrzeuge um, die für Verlegungsfahrten von Personen auf einer Fahrtrage verwendet werden.
Alle können damit fahren
Bei Aktivfahrer-Umbauten sitzt die betroffene Person später selber am Steuer. Bei Leuten mit einer Querschnittslähmung wird zum Beispiel ein Handgerät neben dem Steuerrad montiert. Mit diesem werden das Gas und die Bremse von Hand betätigt. Zudem kann der Fahrer mit diversen Schaltern die Blinker, die Lichtanlage, die Scheibenwischer sowie die Hupe bedienen. Für kleinwüchsige Personen werden die Pedale erhöht. Für Menschen, die wegen einer
Krankheit wie beispielsweise MS oder durch einen Unfall ihr rechtes Bein nicht mehr einsetzen können, wird im Auto alles auf das linke Bein ausgerichtet. «Wir bauen diese Fahrzeuge immer so um, dass auch Nichtbehinderte damit fahren können », sagt André Schwaller. Ein Fahrzeugumbau kostet zwischen 5000 und 50 000 Franken. Bei Privatpersonen können die Umbaukosten teils von der Invalidenversicherung übernommen werden. Institutionen wie beispielsweise Passepartout müssen die Umbauten selber berappen und sind deshalb auf Sponsoren angewiesen.
Spezielle Fahrschulautos
Für die Stiftung Cerebral, die sich für zerebral gelähmte Kinder einsetzt, konnte die Carrosserie Warpel AG mehrere Fahrschulfahrzeuge umbauen. Fahrlehrer können die Fahrzeuge bei der Stiftung abrufen, eine Schulung machen und danach mit mobilitätseingeschränkten Personen Fahrstunden absolvieren. «Diese Fahrzeuge können mit wenigen Handgriffen für alle Behinderungsarten umgebaut werden», so Heribert Waeber. Die Fahrzeuge werden an verschiedenen Standorten schweizweit stationiert. In der Westschweiz unter anderem bei der Amag Givisiez oder beim Zentrum L2 in Romont.
Es begann vor dreissig Jahren
Heribert Waeber ist rückblickend froh darüber, dass er vor rund dreissig Jahren zusammen mit seinem Geschäftspartner Alfons Schwaller, dem Vater von André Schwaller, auf Fahrzeugumbauten gesetzt hat. «Uns ist es wichtig, dass das Know-how für diese Art von Arbeiten hier bleibt und wir so den Werkplatz Schweiz stärken können.» Würden die Autos im Ausland umgerüstet, würde viel Wissen und der Service am Kunden verloren gehen. Einen konkreten Beruf dafür gebe es
jedoch nicht. In der Carrosserie Warpel werden die 25 Vollzeitangestellten Mechaniker, Carrosseriespengler und Fahrzeugschlosser  in dieses Spezialgebiet eingeführt und stetig weiter ausgebildet. Sie müssen ein gutes Vorstellungsvermögen haben. «Mit diesen Voraussetzungen können wir unseren Kunden Mobilität zurückgeben und dadurch die Lebensqualität verbessern, darauf sind wir stolz», so Heribert Waeber.

 

DURCH EINEN HECKAUSSCHNITT KANN DIE INNENHÖHE DES ORIGINALFAHRZEUGES ERHÖHT UND SO GENÜGEND PLATZ FÜR DIE PERSON IM ROLLSTUHL GESCHAFFENWERDEN

 

Zahlen und Fakten

 

Die Carrosserie arbeitet bei der Wiedereingliederung mit

 

1981 wurde die Carrosserie Warpel AG von Alfons Schwaller und Heribert Waeber gegründet. Seit 2004 arbeitet auch der heutige Co-Geschäftsführer André Schwaller im Betrieb. 2010 hat er zusammen mit Heribert Waeber die Geschäftsleitung übernommen, nachdem sein Vater Alfons verstorben war. Das Unternehmen

ist auch in der beruflichen Wiedereingliederung tätig. 20 Prozent der 25 Angestellten haben, in Zusammenarbeit mit diversen kantonalen IV-Stellen, bei der Carrosserie Warpel AG einen Arbeitsplatz gefunden. Zudem bietet die Carrosserie Warpel auch Praktikumsstellen im ersten Arbeitsmarkt für die Wiedereingliederung

an. 2014 wurde sie vom Kanton Freiburg für dieses Engagement mit dem Preis der beruflichen Eingliederung («Prix Réa») ausgezeichnet (die FN berichteten). ak